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500 Jahre Zigarren 

Die Herkunft der Zigarre ist umstritten. Die Mayas und Aztekn Mittelamerikas waren anscheinend ebenso Zigarrenraucher wie die Indianer Brasiliens. Das geht aus Steindenkmälern, Handschriften und Reiseberichten mehr oder weniger deutlich hervor. Eine Art Zigarre rauchten auch die Indianer Kubas, als Rodrigo de Jerez und Luis de Torres Anfang November 1492 in

Kolumbus' Auftrag die Insel erkundeten.

Der von den Kanarischen Inseln eingewanderte Demetrio Pela lernte auf Kuba von dem Indianerhäuptling Panduca das Zigarrenmachen, wie er 1541 schreibt.

Eine riesige Zigarre bildete der Botaniker Matthias de 1'Obel 1570 in seinem "Neuen Pflanzenbuch" ab und schrieb: "Heutzutage sieht man beinahe alle Seeleute, die aus Amerika zurückkehren, kleine Trichter, aus Palmblättern oder Stroh verfertigt, im Munde halten, an derem äußersten Ende zusammengerollte, zerschnittene und getrocknete Tabakblätter hineingesteckt sind. Diese zünden sie mit Feuer an und saugen mit offenstehendem Mund durch Einatmen den Rauch, soviel sie können".

Am 27. Juli 1586 kehrte Ralph Lane, Kapitän und erster Gouverneur der Kolonie Virginia, nach England zurück. Als seine Matrosen in Plymouth an Land gingen, staunte das Volk - sie rauchten Zigarre.

1667 bot ein Tabakkrämer in der Uyttersestraat von Amsterdam Zigarren an, fand jedoch nur wenige Kunden. Denn in Holland rauchte man seinerzeit Pfeife, wie auch in England und Deutschland.

Spanier und Portugiesen dagegen bevorzugten seit der Einführung des Tabaks die Zigarre. In den staatlichen Fabriken von Sevilla, Valencia und La Coruna rollten Tausende junger Mädchen Zigarren, "mit der rechten Hand auf dem nackten linken Arme" (Vangreen 1826). Der Tabak kam aus Kuba und Virginia, aber auch von den Philippinen. Die Zigarrenmacherin Carmen wurde als Titelheldin der Oper von Bizet unsterblich.

Für die Verbreitung der Zigarre in Westeuropa sorgten englische und französische Soldaten nach dem Krieg Napoleons in Spanien und Portugal ( 1808 - 1814). Wie schnell, kann man in einem Pariser Journal aus dem Jahre 1831 nachlesen: "Die Cigarre ist ein Bedürfnis, eine Sucht, eine Mode, ein Zeichen der Fashionabilität geworden, welcher man sich nicht mehr entledigen kann. Das, was noch vor wenigen Jahren ein Gegenstand der Verwerfung war, ist nun zum Typ der guten Gesellschaft geworden. Die Cigarre ist von den Tabakstuben in die Kaffeehäuser, von den Kaffeehäusern auf die Promenade gedrungen; von hier in die Salons ist es nur ein Schritt, und wenn das fort geht, so werden wir bald in den Boudoirs den Weihrauchduft der Cassoletten durch den Tabakdampf verdrängt sehen".

1788 wurde in Hamburg die erste deutsche Zigarrenfabrik gegründet. Der Fabrikant Hans Hinrich Schlottmann hatte im spanischen Sevilla das Zigarrenmachen gelernt. Um seine Zigarren "salonfähig" zu machen, schickte Schlottmann allen prominenten Bürgern Hamburgs kostenlose Proben. Der Erfolg stellte sich bald ein - 1807 klagte ein Zeitgenosse, daß es an der Börse vor Zigarrenqualm nicht mehr auszuhalten sei.

Auch im dänischen Altona wurde die Zigarrenindustrie in den 20er Jahren heimisch. In Bremen entwickelte sie sich so schnell, daß Wilhelm Hauff in seinen "Phantasien im Bremer Ratskeller" den Roland im Herbst 1827 ausrufen läßt: "... auf meinem Domshof sehe ich nichts als Zigarrenmacher, Weinbauer, Pfarrer und alte Weiber". 1825 wurden 20.814.000 Zigarren ausgeführt.

Die hanseatischen Zigarren fanden ihre Liebhaber vor allem in den benachbarten Staaten des Deutschen Bundes. Hier stellten die Tabakfabriken jetzt auch Zigarren her. Erste Zigarrenfabriken entstanden in Mannheim, Leipzig, Aachen und Hanau. Einen raschen Aufschwung nahm die innerdeutsche Zigarrenindustrie jedoch erst nach der Gründung des Zollvereins am 01.01.1834. "Der Zoll auf ausländischen Rohtabak wurde gemeinsam auf 5 Taler 15 Silbergroschen je Zentner und der Zoll auf ausländische Tabakfabrikate auf 11 Taler je Zentner festgesetzt". Die fallenden Zollgrenzen eröffneten den Fabrikanten einen weiten freien Markt. Daneben bot der Zollverein Schutz gegen die Konkurrenz der Hansestädte, die zum Zollausland gehörten. Als dann 1847 die ersten brauchbaren Java-Tabakes über holländische Häfen auf den Markt kamen, blühte die junge Industrie auf.

"Um die Mitte des Jahrhunderts hatten sich fest abgegrenzte Produktionszentren herausgebildet. An der Spitze standen die Hansestädte, Westfalen, Baden und Sachsen. Daneben hatte die Zigarrenindustrie in größerem Umfange Fuß gefaßt vor allem am Niederrhein, im Großherzogtum Hessen und in Thüringen". 1)

Auch die Zigarre rief alsbald die Tabakgegner auf den Plan. Hatten die Beschimpfungen dereinst in der Äußerung gegipfelt, es sei besser, mit einem englischen Hanfseil erdrosselt als von indianischem Tabak vergiftet zu werden, so klagte Anfang des 19. Jahrhunderts ein Hamburger Bürger: "Modisch und schmutzig, ekelhaft und gewissermaßen gefährlich ist die Mode unserer jungen Herren, mit brennenden Zigarren im Munde in Zimmern, auf Promenaden, kurz überall sich zu produzieren." Und noch im Jahre 1848 meinte die Neue Preußische Kreuzzeitung: "Die Cigarre ist das Scepter der Ungeniertheit. Mit der Cigarre im Munde sagt und wagt ein junges Individuum ganz andere Dinge, als es ohne Cigarre sagen und wagen würde. Seitdem die Cigarre sich einen bleibenden Wohnort bei uns gestiftet hat, haben sich die Familienverhältnisse gelockert, und der Respekt des schmauchenden Sohnes gegen den schmauchenden Vater ist nicht mehr derselbe wie ehedem". Der Redakteur hatte es wohl nicht verwunden, daß die Berliner auf die Straße gegangen waren, um das Recht auf "freies Rauchen" durchzusetzen - "im Tiergarten ooch" !

Quelle: www.schustercigars.de

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Mein kleiner Rauchsalon
von Matthias Flachmann
aus Duisburg
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