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TABAK / Mehr als die Haelfte der Inlandsproduktion stammt aus der Region.
Zigarrenkiste Deutschlands seit Anno Tobak.

Ludwig Erhard war ein Segen fuer die Branche. Keine Karikatur, kaum ein Photo,
auf dem der Vater des Wirtschaftswunders damals nicht mit qualmender Zigarre
abgebildet wurde. Sie war sein Markenzeichen, avancierte zum Statussymbol der
Unternehmer im Wiederaufbau. Ostwestfalen-Lippe, seit Anno Tobak die
Zigarrenkiste Deutschlands, profitierte davon.

Allein in Ostwestfalen produzierten 1955 laut Betriebsstatistik etwa 125
Zigarrenfabriken (jeweils ueber zehn Beschaeftigte) mit etwa 12400 festen
Mitarbeitern, hinzu kamen schaetzungsweise 10000 bis 20000 Heimarbeiter. Ihren
Hoehepunkt erlebte die Branche aber vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges: 1939
bestanden im Regierungsbezirk Detmold 525 Zigarrenunternehmen mit etwa 27800
Vollarbeitskraeften.


Heute wird die Zigarrenindustrie nicht einmal mehr in der Jahresstatistik der
beiden Industrie- und Handelskammern in Bielefeld und Detmold erwaehnt. Kein
Wunder, denn das Geschaeft mit dem blauen Dunst ist rapide geschrumpft: In der
Region gibt es lediglich noch knapp ein Dutzend Hersteller mit annaehernd 2000
Beschaeftigten, die allerdings das Gros der in Deutschland hergestellten
Zigarren und Zigarillos in den Hauptstandorten Buende und Luebbecke
fabrizieren.

Dort sind zugleich die Marktfuehrer ansaessig: Die Ebas/Andre-Gruppe (Buende)
und die Burger/Dannemann-Gruppe (Luebbecke). Beide Anbieter vereinen -Importe
inbegriffen- jeweils etwa 40% des deutschen Marktes auf sich und spielen auch
im europaeischen Zigarren-Konzert eine wichtige Rolle. Die Schweizer
Burger-Gruppe baute ihre Position in den vergangenen Jahren durch Uebernahme
der Zigarrenhersteller Dannemann, Schwering & Hasse (Luegde), Ritmeester
(Niederlande), Rinn & Cloos (Heuchelheim) sowie juengst Haas & Derst
(Lampertheim) aus.

Auch wenn fuer die uebrigen knapp 30 kleineren deutschen Zigarrenhersteller
und -importeure nur etwa 20% Marktanteil uebrig bleiben, so haben diese doch
Gewicht im guten Fachhandel. Denn die kleineren Hersteller betreiben mit ihren
hochwertigen Spezialsortimenten oft eine recht erfolgreiche Nischenpolitik.
Als Beispiele seien die Ostwestfalen August Schuster Cigarrenfabrik und
H.Woermann GmbH (beide Buende) genannt.

Der grosse Schrumpfungsprozess der Branche begann 1957, als das noch aus dem
Jahr 1934 stammende Maschinenverbot aufgehoben wurde. Die bis dato durch reine
Handarbeit gepraegte Zigarrenindustrie erlebte in den Folgejahren eine
stuermische Rationalisierungswelle, in deren Sog eine Vielzahl von Firmen
aufgab. Obwohl die verbliebenen Hersteller in den 80er Jahren vom klassischen
Zigarren-Knueppel zunehmend Abstand nahmen und sich verstaerkt auf schlanke
Zigarillos verlegten, konnte die Branche nie ganz ihr Opa-Image abstreifen.

Wenig bekannt: Das Zigarillo, heute ein Stabilisator der Branche, stammt aus
Ostwestfalen. Mit der Firma Theodor Heinecke & Cie., Westfaelische
Cigarillos-Fabriken, wurde 1870 in Kirchlengern die erste Spezialfabrik fuer
Zigarillos gegruendet. Das Unternehmen ist allerdings -wie viele andere der
Branche- laengst erloschen.

Zuversichtlich stimmt, dass weltweit ein Trend zur guten Zigarre spuerbar ist.
Diese Tendenz zeichnete sich schon 1993 ab. Weniger Masse, aber mehr Klasse -
damit koennen gerade Ostwestfalens qualitaetsbewusste Zigarrenhersteller wohl
(ueber-)leben.

Handelsblatt NR. 052 VOM 15.03.1994
Hans-Joachim Block
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Mein kleiner Rauchsalon
von Matthias Flachmann
aus Duisburg
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